Ein Ausblasturm, auch Abluftturm oder Entlüftungsturm genannt, ist eine bauliche Einrichtung, die der kontrollierten Ableitung von Abluft, Abgasen oder Luftschadstoffen aus technischen Anlagen in die Atmosphäre dient. Er kommt insbesondere in Industrieanlagen, Kraftwerken, Lüftungssystemen oder Laboren zum Einsatz, wenn potenziell belastete Luftmengen sicher und effektiv in die Umgebung abgeführt werden müssen, ohne Menschen oder Umwelt zu gefährden.
Funktion und Zweck
Der Hauptzweck eines Ausblasturms besteht darin, Abluft aus geschlossenen Systemen – z. B. aus chemischen Prozessen, Produktionsstätten, Heizkraftwerken oder Lüftungsanlagen – in eine ausreichende Höhe über dem Erdboden auszuleiten. Dies geschieht mit dem Ziel, die Schadstoffkonzentration in Bodennähe deutlich zu reduzieren und durch die Verwirbelung und Verdünnung in der Atmosphäre eine unbedenkliche Immission sicherzustellen.
Ein Ausblasturm erfüllt dabei mehrere Aufgaben:
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Sicheres Ableiten von Abgasen oder Abluft aus Innenräumen oder Anlagen
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Schutz der Umgebung vor gesundheitsgefährdenden oder geruchsbelasteten Stoffen
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Einhalten gesetzlicher Vorschriften zu Emissionsgrenzwerten und Immissionsschutz
Aufbau und Konstruktion
Ein typischer Ausblasturm besteht aus folgenden Hauptkomponenten:
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Turmschaft: Zumeist zylindrische oder quaderförmige Struktur aus Stahl, Beton oder GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff)
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Innenliegende Abluftleitung(en): Kanäle oder Rohre, durch die die Abluft nach oben strömt
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Austrittsöffnung: Mündung an der Turmspitze, oft mit Strömungslenkung zur besseren Verteilung
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Fundament: Tragkonstruktion, häufig mit Schwingungsdämpfung ausgestattet
Je nach Ausführung kann der Ausblasturm zusätzlich mit Filteranlagen, Schalldämpfern, Ventilatoren oder Temperaturüberwachungssystemen ausgestattet sein.
Varianten und Einsatzgebiete
Ausblastürme finden sich in vielen technischen und industriellen Bereichen. Typische Einsatzbeispiele sind:
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Chemie- und Pharmaindustrie: Entlüftung von Reaktionsbehältern oder Lagerstätten mit potenziell toxischen Gasen
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Heizkraftwerke: Ableitung von Rauch- und Abgasen, häufig über hohe Türme zur Verbesserung der Luftverteilung
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Lüftungstechnik in Hochhäusern: Abführung von verbrauchter Luft oder Abgasen aus technischen Zonen oder Laboren
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Biogasanlagen und Klärwerke: Geruchsarme Ableitung von Faulgasen und Prozessluft
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Sicherheitsbereiche: z. B. in Kerntechnik, wo kontaminierte Luft gefiltert und dann über Ausblastürme abgegeben wird
Umwelt- und Sicherheitsaspekte
Die Ausführung und Positionierung eines Ausblasturms unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben, insbesondere in Bezug auf:
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Höhe des Turms zur sicheren Verdünnung (gemäß TA Luft, der „Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft“)
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Maximale Emissionswerte je nach ausgeleiteter Stoffgruppe
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Immissionsprognosen zur Abschätzung der Umweltbelastung
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Schallschutzmaßnahmen, insbesondere in städtischer Umgebung
Zudem wird häufig eine Störfallvorsorge verlangt, etwa bei Anlagen, in denen giftige oder explosive Stoffe entlüftet werden. In solchen Fällen sind Ausblastürme oft Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts.
Wartung und Überwachung
Ausblastürme müssen regelmäßig auf:
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Korrosion oder Materialermüdung,
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Ablagerungen oder Blockaden in den Abluftleitungen,
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Dichtigkeit und Funktion von Filteranlagen sowie
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Einhaltung der Abgaswerte
überprüft werden. Viele Anlagen sind mit Messsonden oder Online-Monitoring-Systemen ausgestattet, um kontinuierlich die Qualität und Zusammensetzung der ausgestoßenen Luft zu kontrollieren.
Normen und Vorschriften
In Deutschland und der EU gelten für Ausblastürme u. a. folgende rechtliche und technische Regelwerke:
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TA Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft)
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BImSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz)
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VDI-Richtlinien, insbesondere VDI 3781 Blatt 4 zur Bestimmung von Schornsteinhöhen
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EN-Normen für Lufttechnik und Abluftführung